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Artikel

14 Feb 2024

Autor:
ZEIT ONLINE

Kenia: Recherche berichtet über Arbeitsbedingungen in Lieferketten der Blumenindustrie

"Blumenindustrie: Liebesgrüße vom Ende der Lieferkette"

Verschenken Sie Rosen zum Valentinstag? Dann stammen die sehr wahrscheinlich aus Kenia. Dort wurde aus einer Skandalindustrie eine Erfolgsgeschichte. Nun droht die Krise.

[...] Eine globale Großindustrie, die der Rose nicht anzusehen ist, die kaum jemand kennt – und in der Deutschland eine entscheidende Rolle spielt. Mit mehr als 1,3 Milliarden Rosen jährlich ist Deutschland einer der größten Importeure weltweit. [...] Und etwa jede dritte Rose, die in Deutschland verschenkt wird, stammt vom Naivashasee in Kenia. [...]

Vier Jahrzehnte ging es mit der kenianischen Blumenindustrie nur aufwärts. [...]

Doch nun sind diese positiven Entwicklungen in Gefahr – weil die Nachfrage aus Europa wieder sinkt. [...]

Dafür vergrößert der Transport den CO₂-Fußabdruck: Große Plantagen chartern in der Zeit vor dem Valentinstag sogar eigene Frachtflugzeuge für ihre Rosen – ein Rosenflieger pro Tag. [...]

Der Hauptgrund, warum hier so viele Blumenplantagen stehen – die noch dazu von Niederländern, Briten oder Amerikanern geführt werden –, ist ohnehin ein anderer: 1895 kolonisierten die Briten das Land und entdeckten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das milde Klima in den Hochebenen rund um den Naivashasee für sich. [...]

Und vielleicht schienen sie auch so etwas wie die Krönung einer Branche zu sein, die lange vor allem durch Skandale auffiel. Denn mit dem Wachstum der Blumenbranche um die Jahrtausendwende warnten Umweltverbände vor Umweltschäden für den See. Nichtregierungsorganisationen berichteten von Frauen, die sexuell missbraucht worden seien. "Die Unternehmen haben sich überhaupt nicht um Arbeitsrechte gekümmert", sagt Patrick Lichomo, der die Hochphase der Blumenindustrie aus eigener Erfahrung kennt: Anfang der Neunzigerjahre begann er als Trainee in einer der größten Farmen am See, arbeitete sich in 20 Jahren bei verschiedenen Plantagen zum Teamleiter in der Verpackung hoch. Der 59-Jährige verließ die Branche vor fünf Jahren und eröffnete eine kleine Pension, die ihn durch die Rente bringen soll. Seine Kritik deckt sich mit der, die auch NGOs und Gewerkschaften äußerten – und bei der auch immer mitschwang: Die Blumenindustrie manifestiere so den Postkolonialismus. Eine Blaupause dafür, dass Wohlstand in Europa häufig auf dem Rücken von Mensch und Natur im Globalen Süden fußt. [...]

Besser als Alternativen – und trotzdem nicht gut

Doch zum vollständigen Bild gehört auch, dass die Branche sich verändert hat. Heute ist über ein Drittel der Belegschaften gewerkschaftlich organisiert, die Arbeiterinnen bekommen Schutzkleidung, eine subventionierte Kantine, Bustransport und Zuschüsse zu Mieten und Krediten. Ein Drittel der Blumenfarmen in Kenia trägt mittlerweile das Fairtrade-Siegel, darunter viele der Farmen, die für den deutschen Markt produzieren. [...]

Zwar stehen immer wieder Blumenproduzenten in der Kritik. Europäische Unternehmen scheinen etwa Millionengewinne an der kenianischen Steuerbehörde vorbeizuschleusen, während der Lohn der Arbeiterinnen gering bleibt: [...]

Nur: Vor einer Wirtschaftskrise können auch die Siegel nicht schützen. Und reichen die Löhne über Jahre nur gerade so aus, den Kopf über die Armutsgrenze zu recken, ist der Weg zurück in die völlige Armut kurz. Ist die Rose aus Kenia am Ende also weniger Erfolgsgeschichte der Globalisierung, sondern eher Symbol dafür, wie abhängig manche Regionen der Welt noch immer von der Nachfrage anderswo sind? [...]