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Artikel

31 Okt 2023

Autor:
tagesschau

Deutschland: Lieferando überwacht laut Recherche Mitarbeiter*innen mit moderner Technik, Wolt nutze "dubiose" Subunternehmer; inkl. Firmenkommentaren

"Bringdienste Lieferando und Wolt: Moderne Technik, moderne Sklaven?"

Das Geschäft mit Essenslieferungen boomt, doch der Markt ist umkämpft. Vollbild-Recherchen zeigen: Lieferando überwacht offenbar automatisiert seine Mitarbeiter, Konkurrent Wolt setzt auf dubiose Subunternehmer. [...]

Lieferando weist Vorwürfe zurück

Es gab schon früher Vorwürfe, dass Lieferando nahezu lückenlos Daten der Kuriere, zum Beispiel den Standort, erhebt. Doch bisher stritt Lieferando immer ab, dass man damit unerlaubt die Leistung der Fahrer kontrolliere. Auf Vollbild-Anfrage bleibt das Unternehmen dabei. Die Fahrer-App entspreche geltenden Datenschutzbestimmungen, heißt es. Orte und Zeiten seien unerlässlich, damit der Service ordnungsgemäß funktioniere. Die Daten würden jedoch nicht für unerlaubte Leistungs- oder Verhaltenskontrollen genutzt und man informiere die Fahrer, wozu man sie nutze.

Vollbild liegen mehrere Nachrichten vor, die Lieferando-Kuriere aus unterschiedlichen Städten von Agenten bekommen haben. Sie stützen die Aussagen des Insiders und zeigen, dass die Fahrer und ihre Leistung offenbar ganz genau beobachtet werden. In den Nachrichten heißt es etwa: "Hi, brauchst du hilfe den kunden zu finden?" und "Hey, konntest du die Bestellung bereits ausliefern? Ich sehe das du bereits einige Zeit beim Kunden stehst, brauchst du Support?" (Anm. d. Redaktion: Fehler im Original).

Datenschützer: "Komplett überwachtes Arbeitsverhältnis"

Auf Grundlage der Recherchen sieht der Datenschutzexperte Stefan Brink eine unzulässige Überwachung der Mitarbeiter. "Das sind Belege dafür, dass wir es mit einem komplett überwachten Arbeitsverhältnis zu tun haben", so Brink. Wenn die Angaben zutreffend seien, handele es sich um eine ganz eindeutige Leistungskontrolle. "Solche vollständigen Überwachungs- und Arbeitsverhältnisse sind nicht legal." [...]

Mutmaßliche Arbeitsrechtsverstöße auch bei Wolt

Wie prekär die Arbeitsbedingungen beim Konkurrenten Wolt sind, auch das zeigen die Vollbild-Recherchen. Der Lieferdienst baut gerade sein Deutschlandgeschäft aus und setzt dabei in manchen Städten auf Subunternehmen.

Im Umfeld von Wolt gibt es den Recherchen zufolge Anhaltspunkte für Schwarzarbeit. Fahrer berichten von einem Klima der Angst, sie stünden unter ständigem Leistungsdruck, Kuriere würden bar bezahlt und illegal beschäftigt.

Zudem läuft derzeit vor dem Arbeitsgericht Berlin ein Prozess gegen Wolt. Ein junger Mann aus Pakistan, Muhammad, hat den Lieferdienst verklagt, weil er für knapp drei Monate nicht bezahlt worden sei. Mehr als 3.000 Euro stünden ihm zu. "Ich fühle mich als Migrant betrogen", erzählt Muhammad. Und nicht nur er sei betroffen, insgesamt seien es mehr als 100 Fahrer, die nicht bezahlt worden seien. Wenn das stimmt, ginge es um Hunderttausende Euro offene Löhne.

Berliner Handyladen als Subunternehmer?

Ende 2022 sei Muhammad auf eine Stellenanzeige für Wolt-Kuriere gestoßen, geschaltet von einen Berliner Handyladen.[...]

Trotzdem streitet Wolt ab, mit dem Handyladen jemals zusammengearbeitet zu haben. Wegen des laufenden Verfahrens wolle man sich aber nicht im Detail zu dem Fall äußern. Der Lieferdienst teilte allgemein mit, ihm sei ein fairer Umgang mit seinen Mitarbeitern sehr wichtig. Man untersuche die Vollbild-Recherchen und habe entsprechende Maßnahmen ergriffen.

Außerdem räumt Wolt ein, dass es in der Vergangenheit bei einem Partner zu "Unregelmäßigkeiten" gekommen sei, offensichtlich wurden dort tatsächlich Kuriere nicht vollständig bezahlt. Man habe die Zusammenarbeit inzwischen beendet. Ausstehende Gehälter seien inzwischen ausgezahlt worden.