Russland: Großmolkerei Ehrmann macht trotz Kriegs großes Umsatzplus
"Russland: Familien-Molkerei Ehrmann mit sattem Umsatzplus im Putin-Reich"
Unternehmen mit Sitz in G7-Staaten oder der EU spülten im vergangenen Jahr die meisten Gewinnsteuern in Putins Kriegskassen. Die Familienmolkerei Ehrmann weitete ihr Russland-Geschäft noch aus.
Oberschönegg – Über 1000 westliche Firmen machen auch mehr als 500 Tage nach Beginn des Ukraine-Kriegs weiterhin Geschäfte mit Moskau. Unter den Top Drei der deutschen Unternehmen mit dem größten Umsatzplus in Russland findet sich die bayerische Familien-Molkerei Ehrmann. Das geht aus einer Studie der Kyiv School of Economics (KSE) und der Nichtregierungsorganisation B4Ukraine vom Juni hervor. [...]
Insgesamt hat der Konzern 3.200 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2021 eigenen Angaben zufolge 800 Millionen Euro. Der Untersuchung von KSE und B4Ukraine zufolge stammten im vergangenen Jahr 470 Millionen US-Dollar (etwa 429 Millionen Euro) aus Russland – gemessen am Vorkriegsjahr wären das über 50 Prozent des gesamten Umsatzes. [...]
Während andere noch in Russland tätige Unternehmen wie Unilever den russischen Angriff offiziell verurteilen, gibt man sich im Ehrmann-Firmensitz zugeknöpft. Mehrere Anfragen von Medien, darunter der FAZ, blieben unbeantwortet. [...]
Lebensmittel wie Milchprodukte seien in erster Linie Grundnahrungsmittel und kein Kampfstoff. Zudem gäbe es unterschiedlich große Hürden für eine Geschäftsaufgabe, sagte Dominik Enste, Professor für Wirtschaftsethik am Institut der Deutschen Wirtschaft Köln dem Deutschlandfunk. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte zuletzt die Abwanderung westlicher Firmen weiter erschwert, wie ein geheimer Gesetzesentwurf zeigte, den die Financial Times einsehen konnte. Einige in Russland verbliebene Firmen rechtfertigen sich mit dem Argument, die Bevölkerung mit „lebenswichtigen“ Gütern zu versorgen. „Angesichts der Tatsache, dass diese Firmen auch Produktlinien haben, die eindeutig nicht in diese Kategorie fallen, muss dieser Einwand sehr viel genauer geprüft werden“, hieß es dazu vonseiten der Studienautoren der Nichtregierungsorganisation B4Ukraine.