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Artikel

27 Jan 2023

Autor:
faz

Vorwürfe gegen Subunternehmen von Delivery Hero: Kuriere in Katar wurden monatelang nicht bezahlt & bei Beschwerden abgeschoben

"Das Subunternehmer-Problem von Delivery Hero im Nahen Osten", 19. Januar 2023

Mehrere Subunternehmen sollen Kuriere des deutschen Lieferkonzerns Delivery Hero in Katar monatelang nicht bezahlt haben. Wer sich bei den Behörden beschwerte, sei abgeschoben worden. Das Unternehmen gelobt Besserung.

Malcolm klingt aufgebracht am Telefon. Sein Freund und Kollege liege seit Samstag im Krankenhaus, erzählt er. Er hatte einen Unfall auf dem Motorrad, während er eine Essensbestellung ausfuhr. „Er ist in einem sehr kritischen Zustand“, sagt Malcolm. Er heißt eigentlich anders, der Name wurde zu seinem Schutz geändert. Seinen Arbeitgeber habe der Unfall kaum interessiert. Es handelt sich um einen Subunternehmer für den Essensbestelldienst Talabat. Ähnlich wie in der Paketbranche stellt der seine Fahrer meist nicht selber ein.

Talabat ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Berliner M-Dax-Konzerns Delivery Hero, gilt konzernintern als Gewinnbringer. Das 2004 in Kuwait gegründete Bestell- und Lieferunternehmen gehört seit knapp 8 Jahren zu Delivery Hero, ist vertreten in Ägypten, Bahrain, Saudi-Arabien, Oman, Qa­tar, Kuwait und Jordanien. Talabat gilt als führende Plattform für Onlineessens­bestellungen im Nahen Osten, lange eine der wenigen Regionen, in denen Delivery Hero schwarze Zahlen schrieb. Eigentlich eine Erfolgsgeschichte des Unternehmens, das in diesem Jahr erstmals in seiner Geschichte konzernweit Gewinne erwirtschaften will. [...]

Leben allein vom Trinkgeld

Doch Gehalt habe er seit April keines bekommen. Zwar lande jeden Monat ein Betrag auf einem eigentlich für ihn vorgesehenen Konto. Doch sein Chef habe ihm nie eine Karte gegeben, um auf das Geld zuzugreifen. Stattdessen werde der Betrag regelmäßig wieder von seinem Konto ab­gebucht. „Die Arbeitsbedingungen sind wirklich schlecht“, sagt Malcolm. Er und viele andere lebten allein vom Trinkgeld, viele müssten hungern. Nur aus diesem Grund sei der Kollege am Samstag überhaupt auf dem Motorrad gewesen.

Malcolm ist kein Einzelfall, berichtet die britische Menschenrechtsorganisation Fair Square. Schon am 16. Dezember hatte Fair Square deshalb einen Brief an Delivery Hero Chef Niklas Östberg ge­schickt. Der Brief liegt der F.A.Z. vor. „Talabat-Arbeiter in Qatar“ steht in der Betreffzeile. Darin heißt es, die Organisation habe mehrere glaubhafte Hinweise erhalten, dass knapp 80 Talabat-Fahrer in der und um die Hauptstadt Doha kein Ge­halt erhalten hätten, teils über einen Zeitraum von mehr als einem halben Jahr. Weiteren Kurieren sei illegalerweise Geld für die Reparaturen an Motor­rädern, die Unterkunft oder Führerscheine abgezogen worden. Viele Kuriere seien deshalb sogar verschuldet. Die Fahrer stammten meist aus afrikanischen Ländern wie Ghana, Uganda oder Kenia. Sie seien nicht direkt bei Talabat beschäftigt, sondern bei zwei Partnerunternehmen: Infinity Limousines und Infinity Delivery Services. Die Fahrer arbeiten aber exklusiv für Talabat.

Auch Malcolm erzählt, dass er den Ar­beitgeber nicht ohne die Erlaubnis seines bisherigen Arbeitgebers wechseln darf. Wer nicht mehr zur Arbeit kommt, werde bei den Behörden gemeldet, dann festgenommen und abgeschoben, berichtet Fair Square. Zudem sei der Organisation ein Fall bekannt, bei der ein Mann abgeschoben wurde, nachdem er versucht hatte, seinen Arbeitgeber bei den Behörden zu melden. Der Subunternehmer habe den Behörden einfach berichtet, der Mann sei nicht zur Arbeit erschienen. [...]

Delivery Hero bestätigt die Vorwürfe der Menschenrechtsorganisation gegenüber der F.A.Z. im Grundsatz. „Nachdem wir alarmiert wurden, haben wir sofort eine Untersuchung gestartet“, sagte eine Sprecherin von Talabat. Das Unternehmen habe seinen Vertrag mit den beiden Partnerunternehmen Infinity Limousines und Infinity Delivery Services beendet und den dort Angestellten die Möglichkeit gegeben, zu anderen Partnerunternehmen zu wechseln, denen Talabat vertraue. „Es ist unsere Pflicht, anzuerkennen, wenn etwas in unserem Ökosystem falsch läuft, dies frühestmöglich zu untersuchen und dagegen vorzugehen.“ [...]