Wenn der Westen den Einsatz für die Menschenrechte als sein größtes Unterscheidungsmerkmal gegenüber aufstrebenden autoritären Staaten ins Feld führt, stünde ihm eine entsprechende Verpflichtung seiner Unternehmen gut zu Gesicht. Zudem würde der Druck auf China und andere Investoren des globalen Südens steigen, selbst mehr Verantwortung für Arbeitsstandards, Menschenrechte und Umwelt zu übernehmen.
Kommentar: "Westlicher Tunnelblick"
8. August 2019
Chinas weltweite Expansion macht internationale Schlagzeilen... Im Mittelpunkt steht der Ausbau der Infrastruktur mit dem Ziel, den Handel zwischen China und den diversen Regionen anzukurbeln, neue Absatzmärkte zu erschließen und den Zugang zu Rohstoffen und Agrargütern zu verbessern...
Die Kritik der Industrieländer an den Folgen chinesischer Wirtschaftsaktivitäten für Umwelt und Menschenrechte wird im Globalen Süden entsprechend verbreitet als beleidigter und verschreckter Reflex absteigender Wirtschaftsmächte wahrgenommen. Warum? Weil die westlichen Unternehmen schlicht keine wesentlich bessere Reputation haben. Im Rahmen einer Studie der Universität Maastricht wurden 1800 Menschenrechtsbeschwerden gegen Unternehmen ausgewertet. An der Spitze fanden sich Firmen aus den USA (511), Großbritannien (198) und Kanada (110). China folgte mit 94 Fällen auf dem vierten Platz, vor Deutschland mit 87 Beschwerden...
[W]o im Falle von Verstößen westlicher Unternehmen zivilgesellschaftliche Organisationen oder Gewerkschaften im Heimatland eines Unternehmens öffentlichen Druck erzeugen können, ist dies im Falle Chinas in der Regel nicht möglich. Solange westliche Regierungen jedoch nicht bereit sind, selbst verbindliche Vorschriften zum Schutz von Menschenrechten und Umwelt für ihre im globalen Süden tätigen transnationalen Unternehmen zu erlassen, ist es schwierig, mit dem Finger auf China zu zeigen...