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Artikel

13 Mai 2022

Autor:
Die Zeit

Indien: Laut Analyse deutlich mehr mit Kinderarbeit in Verbindung stehende illegale Glimmerminen als vermutet

"Glimmerland", 12. Mai 2022

Anhand von Satellitenbildern wird deutlich, dass es in Indien weitaus mehr illegale Glimmerminen gibt als vermutet – und so viel Kinderarbeit wie nirgends sonst. [...]

Sie ist eine von mehr als 22.000 Minderjährigen, die im Osten Indiens nach Glimmer graben. Mica, wie das Mineral in der Fachsprache heißt, ist ein gefragter Rohstoff für die Auto-, Elektronik- und Kosmetikbranche. Laut der internationalen Arbeitsorganisation ILO gehören Bergbauarbeiten, wie die Suche nach Glimmer, zu den "schlimmsten Formen der Kinderarbeit".

Die jüngsten Kinder sind gerade mal vier Jahre alt. Hunderte Kinder haben die Arbeit in den vergangenen Jahren nicht überlebt, die meisten wurden verschüttet. Am 8. Februar diesen Jahres starb in Tisri ein 14-jähriges Mädchen nach einem Mineneinsturz. "Die meisten Fälle kommen gar nicht ans Licht, sie werden nicht gemeldet oder vertuscht", sagt Barbara Küppers vom Kinderhilfswerk "terre des hommes". [...]

Laut indischer Exportstatistik verlassen pro Jahr mehr als 150.000 Tonnen Glimmer Indien über den Hafen von Kolkata - ein Viertel der weltweiten Nachfrage wird aus Indien gestillt. Und das meiste davon kommt aus den illegalen Minen Jharkhands, aus dem Land der Wälder. 40 Prozent der Bevölkerung gelten dort offiziell als arm. Und das, obwohl hier fast die Hälfte der indischen Bodenschätze zu finden sind. [...]

Die Phamafirma Merck etwa schickt fast jeden Monat Prüfer in die Minen. "Nur mit detektivischer Forensik könnten sie ermitteln, aus welcher Mine der Glimmer wirklich kommt", sagt Olivier Dubourdieu von der RMI. [...]

Eigentlich müssen Unternehmen Verstöße gegen grundlegende Menschen- und Arbeitsrechte in ihren Lieferketten vermeiden oder beenden und die ILO Kernarbeitsnormen und die Konvention 182 gegen die schlimmsten Formen der Kinderarbeit beachten und zwar in der ganzen Lieferkette, also auch bei der Gewinnung von Rohstoffen. So geben es die UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte vor. Für den Bergbau hat die OECD Richtlinien für Lieferketten von Konfliktrohstoffen oder aus Hochrisiko-Gebieten erarbeitet. Bisher jedoch findet Mica darin keine Erwähnung. 

Das deutsche Lieferkettengesetz, das im kommenden Jahr in Kraft treten soll, verpflichtet große Unternehmen, menschenrechtliche Risiken bei ihren direkten GeschäftspartnerInnen zu prüfen. Im Falle von Mica sind das etwa Zulieferbetriebe für Autos oder Hersteller von Haushaltsgeräten, Kabeln, Batterien, Handys und Computern, Kosmetik oder Farben. Die Gewinnung des Rohstoffes am Anfang der Lieferkette muss ein Unternehmen nur dann einer Risikoanalyse unterziehen, wenn ihm "substantielle Informationen" über Missstände vorliegen, etwa Studien von Menschenrechtsorganisationen. "Damit bleibt es zivilgesellschaftlichem Engagement überlassen, Missstände und Verstöße gegen grundlegende Menschen- und Arbeitsrechte aufzudecken", sagt Küppers. 

Immerhin hat EU-Justizkommissar Didier Reynders Ende Februar einen Gesetzentwurf vorgelegt, gegen den das deutsche Gesetz geradezu bescheiden daher kommt: Reynders will alle Unternehmen, die mehr als 500 Beschäftigte und einen Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro im Jahr haben, verpflichten, ihre gesamte Lieferkette daraufhin zu kontrollieren, ob die Zulieferer gegen Umwelt-, Klima- und Menschenrechte verstoßen. [...]

Exporteure wie Rajendra Bagaria von Ruby Mica fordern derweil, den Glimmerabbau zu legalisieren. [...]

Ohne Legalisierung wird das Problem nicht zu lösen sein, fordern einhellig Industrie und Organisationen wie terre des hommes, die auch Mitglied der Responsible Mica Initiative ist. "Erst dann lassen sich auch einheitliche Arbeitsstandards durchsetzen", sagt Olivier Dubourdieu. "Erst dann könnten sich die MinenarbeiterInnen in Genossenschaften oder Selbsthilfegruppen organisieren, um mit größerer Verhandlungsmacht für höherer Preise und mehr Sicherheit einstehen zu können. Das hat bei Rohstoffen wie Gold und Kobalt ganz gut funktioniert." Die Lokalregierung habe Anfang Februar zumindest einem Pilotversuch zugestimmt, zwei Genossenschaften in Giridih und Koderma sollen in den kommenden Monaten legalisiert werden.