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Artikel

12 Mär 2024

Autor:
Frankfurter Rundschau, Tobias Schwab, Didier Leitón

Costa Rica: Gewerkschafter berichtet von Hungerlöhnen, Arbeitstagen von bis zu 15 Stunden und gesundheitlichen Risiken auf Bananenplantagen

"Bananen-Plantagen: „Hungerlöhne, Arbeitstage von bis zu 15 Stunden und gesundheitliche Risiken“"

Didier Leitón, Gewerkschaftschef aus Costa Rica, im Interview über die Arbeit auf Bananenplantagen, den Kampf um höhere Löhne und das deutsche Lieferkettengesetz.

Kurz vor dem Abflug nach Rom, wo Didier Leitón in dieser Woche am 4. World Banana Forum teilnehmen wird, nimmt sich der costaricanische Gewerkschaftschef noch Zeit für ein Interview, um über die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen in dem zentralamerikanischen Land zu sprechen. Mit 15 Jahren begann er selbst, Bananen zu ernten. Es dauerte nicht lange, bis er sich angesichts der Missstände gewerkschaftlich engagierte. [...]

Was sind die größten Probleme der Beschäftigten auf den Plantagen?

Hungerlöhne, Arbeitstage von bis zu 15 Stunden und massive gesundheitliche Risiken. Chemikalien werden zum Beispiel mit Flugzeugen über den Plantagen ausgebracht, während die Menschen dort arbeiten. Die Pestizide regnen auf sie herab. [...]

Die deutsche Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) hat sich entschlossen, ein Konzept zur Etablierung von existenzsichernden Löhnen im Bananensektor zu erarbeiten, beteiligt sind u.a. Aldi Nord und Süd, Rewe, Kaufland und dm. Ein überzeugendes Projekt?

Generell ist es erst einmal gut, dass die Supermarktketten daran arbeiten. Aber auch hier stellt sich die Frage, wie die Gewerkschaften eingebunden werden. Ich habe den Eindruck, es ist gar nicht gewollt, dass sie eine Rolle spielen und als Partner bei der Aushandlung existenzsichernder Löhne gestärkt werden. Stattdessen will man sich auf Zertifizierungssysteme verlassen. Was herauskommt, wenn die Gewerkschaften und Beschäftigten außen vor bleiben, zeigt eine Analyse zur Lohnlücke, die die INA 2022 für den Bananensektor in Ecuador hat anstellen lassen. [...]

Fühlen Sie sich von den Handelsketten ernstgenommen?

Früher hätten die mit uns nicht einmal geredet. Das hat sich zum Teil aber gewandelt. Aldi und Lidl beispielsweise haben im vergangenen Jahr nach Hinweisen von Oxfam auf Menschenrechtsverletzungen auf Bananenplantagen in Costa Rica direkt reagiert und es gab Gespräche. Ein Vertreter von Aldi kam nach Costa Rica und hat nicht nur mit dem Management des Betriebes geredet, sondern sich auch die Klagen der Arbeiterinnen und Arbeiter angehört. Jetzt müssen in den aktuell laufenden Verhandlungen zwischen den beteiligten Unternehmen und der Gewerkschaft Lösungen für die erkannten Rechtsverletzungen gefunden werden.

Hilft Ihnen das deutsche Lieferkettengesetz bei ihrem Kampf für die Durchsetzung grundlegender Rechte und Sozialstandards?

Ja, ich habe den Eindruck, dass sich die Unternehmen jetzt verstärkt um diese Themen kümmern, weil die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nun gesetzlich geregelt sind. Gleichzeitig kommen wir durch das Lieferkettengesetz aber auch in Costa Rica unter Druck. [...]

Und nun könnte auch noch ein europäisches Lieferkettengesetz kommen, das schärfer ausfallen soll und auch eine zivilrechtliche Haftung der Unternehmen bei Verstößen gegen Menschenrechte und Umweltstandards vorsieht.

Ja – und das wäre gut so. Rund 50 Prozent der Bananen, die Costa Rica verlassen, gehen in die Europäische Union. Wenn dort alle Unternehmen unter demselben Gesetz stünden, könnte sich für die Arbeiterinnen und Arbeiter wirklich etwas bewegen. Voraussetzung ist aber, dass sich die Firmen nicht einfach auf Zertifizierungsunternehmen verlassen, die ein gutes Geschäft mit ihren Audits machen und dann auf den Plantagen oft nichts zu beanstanden haben. Wie es wirklich um die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter steht, wissen nur die Gewerkschaften. [...]

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