LKW-Fahrer aus Georgien und Usbekistan streiken auf Raststätte bei Darmstadt und werfen Arbeitgeber Ausbeutung und Einschüchterung vor
Seit Ende März streiken etwa 60 LKW-Fahrer aus Georgien und Usbekistan auf einer Autobahnraststätte bei Darmstadt für ihren Lohn von einer polnischen Firmengruppe, die auch Transporte für multinationale Unternehmen erledigen soll. Die Fahrer beschuldigen die Firmengruppe, sie auszubeuten und seit zwei Monaten keinen Lohn gezahlt zu haben. Mittlerweile sollen die Unternehmen der Mazur-Gruppe fast 200.000 Euro überwiesen haben, es fehlen jedoch laut den Fahrern und dem Netzwerk Faire Mobilität und der Europäischen Transportarbeitergewerkschaft noch 97.585 Euro. Am 7. April 2023 versuchte der Spediteur laut Medienbericht den Streik mit Gewalt zu beenden, indem er mit einer "Privat-Miliz" gegen die Streikenden auf der Raststätte vorgehen wollte.
Die drei zu der Gruppe gehörenden Transportunternehmen Lukmaz, Agmaz und Imperia weisen die Vorwürfe der Streikenden zurück.
Ende April verständigten sich die etwa 60 Fahrer nach Gewerkschaftsangaben mit ihrem polnischen Auftraggeber auf eine Lösung. Dieser verpflichtete sich, alle ausstehenden Forderungen an die Fahrer zu begleichen.
Moderne Formen der Sklaverei mitten in Europa - Solidarität mit den streikenden LKW Fahrern.#streik @SKoerzellhttps://t.co/D2MY72tXl9
— Ghazaleh Nassibi (@GhazalehNassibi) April 7, 2023
Ende Juli berichteten Medien, dass LKW-Fahrer für die Mazur Group erneut um ihren Lohn streikten. Wieder soll es um vorenthaltene Zahlungen und ungerechte Abzüge gehen.
Business & Human Rights Resource Centre hat die Mazur Group, sowie CH Robinson and sennder, die laut der International Transport Federation auch zu den Auftraggebern der Mazur Group gehören, um Stellungnahme gebeten. Die Antworten von CH Robinson und sennder sind unten auf Englisch verfügbar. Mazur Group hat nicht reagiert.
Nach Aussage der Streikenden, der Firmengruppe und von Gewerkschaften gehören multinationale Unternehmen, wie VW, Porsche, Ikea und DHL zu den Auftraggebern der Firmengruppe. Die Unternehmen bestreiten dies in ihren Stellungnahmen und wiesen gegenüber der taz eine Zusammenarbeit mit der Gruppe Mazur zurück. Bauhaus teilt zudem mit, es wolle seine Lieferkette nun „über den Kreis unserer unmittelbaren Zulieferer hinaus überprüfen“.
Im September wirkte Bundesminister Hubertus Heil auf eine Sonderprüfung möglicher Auftraggeber der Mazur-Gruppe hin. Diese Prüfung im Rahmen des Lieferkettengesetzes wird von dem BAFA vorgenommen. BAFA-Präsident Torsten Safarik besuchte die Fahrer Ende September an der Raststätte Gräfenhausen. Edwin Atema, niederländischer Gewerkschafter und der Verhandlungsführer für die Fahrer, appellierte auch mehrfach an die Auftraggeber der Mazur-Gruppe appelliert, also größere Spediteure und indirekt auch deren Kunden, einen Beitrag zur Lösung des Konflikts zu leisten.
Kurz nach dem BAFA-Besuch, kündigte Atema an, dass den Fahrern ein Großteil ihres ausstehenden Lohnes ausgezahlt wurde und ihnen schriftlich zugesichert wurde, dass es keine weiteren rechtlichen Schritte geben würde. Die Fahrer beendeten ihren Streik.
Gegenüber der FAZ sagte die Mazur Group, dass das Geld nicht von ihnen stammte. Agmaz-Finanzchefin Kurek bestätigte am Dienstag, man habe die Lkw wieder.