Deutschland: Gewerkschafter nach Rede auf Demo gegen Waffenexporte freigestellt
"Gewerkschafter wird Demo-Rede zum Verhängnis"
Gewerkschafter nach Rede auf Demo gegen Waffenexporte freigestellt
»Mein Name ist Christopher, ich komme gerade aus der Nachtschicht.« Mit diesen Worten wandte sich Christopher T. am 23. August an die Teilnehmer eines »March to Airport« gegen die Militarisierung am Flughafen Halle-Leipzig und insbesondere gegen Waffenlieferungen an Israel.
Rund 700 Menschen hatten sich an dem warmen Sommertag auf eine 15 Kilometer lange Wanderung vom Leipziger Hauptbahnhof zum Flughafen begeben. Weil er sich daran beteiligte, hat T. nun Schwierigkeiten mit seiner Firma, dem Logistikkonzern DHL, bekommen.
An der sechseinhalbstündigen Aktion beteiligten sich auch andere Arbeiter*innen. Christopher T. begründete in seinem kurzen Redebeitrag, warum er sich daran beteiligte, und begrüßte Kolleg*innen. »Es ist uns als Flughafenarbeiter ein großes Anliegen, dass unsere Arbeit nicht dem Krieg dient«, betonte T., der auch als Vertrauensmann bei der Gewerkschaft Verdi aktiv ist.
T. äußerte auch die Hoffnung, dass der Marsch ein starkes Zeichen setzt und sich mehr Kolleg*innen am Airport der Kritik an der Militarisierung anschließen. »Wir können uns nicht darauf verlassen, dass DHL auf eigene Bestrebung auf Waffenlieferungen verzichten wird«, betonte T. Schließlich seien für den Konzern Rüstungsaufträge ein Geschäft wie jedes andere. Der Gewerkschafter beendete seine Rede mit den Slogans »Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter« und »Kein Transport für Völkermord«. Von den Demonstrant*innen wurde der Beitrag mit viel Applaus aufgenommen und in den sozialen Medien geteilt.
Doch für T. hat sein kurzer Auftritt gravierende Folgen. DHL hat ihn freigestellt. Seitdem darf er den Betrieb nicht mehr betreten und bekommt rund ein Viertel weniger Lohn. Denn ihm fehlen seine Nachtschichtzulagen, die er sonst für seine Arbeit zwischen 22 und sechs Uhr morgens bekommen hatte.
Seine Rede bereut er trotzdem nicht. Es gebe noch mehr Kolleg*innen, die Aufrüstung und Militarisierung kritisch gegenüberstehen, sagte er im Gespräch mit »nd«. Viele seien sauer über seine Freistellung und Sanktionierung. Ein Solidaritätskomitee im Betrieb hat sich aber bisher nicht gebildet. Die Disziplinarmaßnahme dürfte so manchen auch einschüchtern. [...]
Bei DHL sei er nicht der Einzige, der wegen rüstungskritischer Äußerungen sanktioniert wird, sagt er. Ihm sei ein weiterer Fall bekannt.
Die Gruppen, die zum Airport-Marsch aufgerufen hatten, sind sicher, dass über den zweitgrößte Frachtflughafen Deutschlands Waffen in Kriegsgebiete auf der ganzen Welt geschickt werden. Aktuelle Lieferungen gingen zu einem großen Teil nach Israel und trügen so zum Völkermord an den Palästinensern bei.