Lieferkettengesetz gilt für Vietnam – und Herzogenaurach
Die Gewerkschaft IGBCE will das Lieferkettengesetz gegen Adidas auspacken. Der Dax-Konzern weist die Vorwürfe zurück.
Auf ihrem 8. Gewerkschaftskongress diese Woche in Hannover hat die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) dem Textilkonzern Adidas den Arbeitskampf angesagt – und hat dafür ein neues Instrument entdeckt: das Lieferkettengesetz.
Hintergrund ist, dass der Dax-Konzern die Tarifbindung verlassen hat. Dabei geht es um eine Fabrikverkaufsstätte im bayerischen Herzogenaurach. IGBCE will diesen „Schutzschirm“ für die Beschäftigten zurück haben.
„Adidas rühmt sich, ein cooles, verantwortliches Markenunternehmen zu sein. Für den Umgang mit seinen Beschäftigten gilt dies offenbar nicht“, sagte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis auf dem Kongress. IGBCE sei Mitglied bei der internationalen Gewerkschaft Industriall Global und befasse sich dort intensiv mit den globalen Lieferketten von Adidas. „An vielen Stellen halten sie sich an gar nichts“.
Für den Arbeitskampf in Deutschland wolle die IGBCE nun mit diesem Wissen Druck gegen Adidas aufbauen: „Wir werden alles nutzen: mit den NGOs, die da schon lange dran sind, über Nachhaltigkeits-Ratings vom Kapitalmarkt und die ganze Bandbreite, die das Lieferkettengesetz bietet, um dagegen vorzugehen“, sagte Vassiliadis. [...]
Adidas weist Vorwürfe zurück
Auf Anfrage der taz erklärt Finanzvorstand und Arbeitsdirektor bei Adidas, Harm Ohlmeyer, das Lieferkettengesetz gäbe keine Grundlage, „um Tarifbindung zu erzwingen“. Außerdem seien die Vorwürfe von Vassiliadis haltlos.
„Adidas stellt seit mehr als 25 Jahren mit eigenen Standards faire und sichere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten seiner Lieferkette sicher und überwacht diese auch durch externe, unabhängige Organisationen“, sagt Ohlmeyer.
Gleichzeitig steht Adidas auch immer wieder in der Kritik. Der Dachverband Kritische Aktionäre warf dem Textilkonzern auf dessen Hauptversammlung im Mai strukturelle Arbeitsrechtsverletzungen vor: „Verweigerung von Abfindungen, die Zahlung von Armutslöhnen und die Unterdrückung gewerkschaftlicher Aktivitäten widersprechen fundamental dem Anspruch eines sozialverantwortlichen Unternehmens“. Es ginge nicht um Einzelfälle, betonte Hana Obser von der zivilgesellschaftlichen Organisation.
In Myanmar zahle der adidas-Zulieferer Pou Chen Löhne, „die nicht einmal ein Drittel eines existenzsichernden Einkommens erreichen“. Und gewerkschaftliches Engagement würde unterdrückt. [...]